Ob im Baggersee bei nur wenigen Metern Sicht oder im Meer bei Manta und Mola Mola, Tauchen begeistert uns alle. Dazu zählen auch Menschen mit körperlichen oder geistigen Behinderungen. Wollen sie in diese Welt abtauchen, benötigen sie dafür jedoch nicht nur während der Ausbildung, sondern auch für Spaßtauchgänge eine auf sie individuell abgestimmte Betreuung durch erfahrene Taucher. Daher wurde vor wenigen Jahren im VDST der SK Tauchbegleitung DD eingeführt, welcher erfahrene Taucher für die Thematik sensibilisiert, Barrieren in Bezug auf Körperkontakt abbaut und notwendige Verfahren lehrt. 

Am Samstag (30.07.2022) fand dieser SK nun das erste Mal im süddeutschen Raum im Vereinsheim des TC Koralle in Muggensturm statt. Neben den Ausbildern (Elke, Rudi und Fou) und Sabrina, die trotz Rollstuhl ihren Tauchschein erworben und bereits 80 Tauchgänge absolvierte, trafen sich sieben wissbegierige Taucher, um sich zum Begleiter fortzubilden und eigene Erfahrungen zu sammeln. Nach dem obligatorischen Kaffee starteten Elke und Rudi mit einer kurzen Einführung in die Thematik, bevor uns Fou (Jürgen Krämer) Einblicke in die Anatomie und besonderen Krankheitsbildern des Menschen gab. Besonders die Beeinträchtigung der menschlichen Atmung durch eine Querschnittslähmung war für alle Teilnehmenden neu. Daran anschließend folgte die spezifische Theorie zur Begleitung eines behinderten Tauchers. Hierbei standen vor allem die rechtlichen Rahmenbedingungen, potentiellen Grenzen sowie technische Hilfsmittel wie bspw. besondere Rollstühle im Fokus.

Um das theoretisch Gelernte zu verinnerlichen, folgten die ersten praktischen Übungen. Die erste Aufgabe dabei war es, ein DTG mit verbundenen Augen zu montieren. Dies funktionierte bei allen Teilnehmenden überraschend gut. Lediglich kleine (beabsichtigte) Hindernisse wie bspw. ein offenes Flaschenband oder ein Nitroxregler mit nicht passendem Gewinde sorgten bei den Teilnehmenden zu kurzer Verwirrung. Im Anschluss daran ging es zum Schwimmbad des Karlsruher Instituts für Technologie, um auch erste Erfahrungen im Wasser zu sammeln. Dort wurde das Tauchen ohne Sicht mittels verdunkelter Tauchmaske simuliert. Hierbei mussten auch die erfahrensten Taucher feststellen, dass ohne visuelle Referenz die Tiefe, in der man sich befindet, nur bedingt eingeschätzt werden kann. An einer zweiten Station durften die Teilnehmenden Sabrina in und durch das Wasser begleiten. Mit einem speziellen schwimmenden Rollstuhl und einem Hubboden, welcher die Oberfläche fast erreicht, war zumindest der Einstieg problemlos. Aber auch unter Wasser machten alle eine gute Figur, sodass trotz ungewohnter Bedingungen der Spaß nicht zu kurz kam. Am Ende klang der Tag mit einem Abendessen und der ein oder anderen Runde Aperol im Vogelbräu Karlsruhe aus. 

Am Sonntag ging es dann nach Plittersdorf zur Tauchbasis Tauchfabrik-Deglersee. Hier wurden die im Hallenbad geprobten Übungen im Freiwasser wiederholt. Im Vergleich zum Vortrag war bereits der Weg vom „Anrödeln“ zum See aufgrund der simulierten Blindheit ein kleines Abenteuer und funktionierte nur aufgrund des Vertrauens innerhalb der Buddyteams. Unter Wasser fokussierten sich alle Teilnehmenden vor allem auf die Geräusche und die Schulter des sehenden Buddys. Doch mit Neopren an Schulter und Händen war die Kommunikation durch „Hände-Schulter-Druck“ deutlich schlechter als bei den Übungen am Vortrag im Hallenbad. Der erste Tauchgang mit Sabrina stellte sich aufgrund eines neuen und nur bedingt passenden Jackets als echte Herausforderung für alle heraus und brachte drei gestandene Taucher ordentlich ins Schwitzen, was für alle Teilnehmenden aber auch als sehr lehrreich empfunden wurde. Nach einem Wechsel auf ein passenderes Jacket, hatten bei dem zweiten Tauchgang alle deutlich mehr Spaß (und fast nichts zu tun) und Sabrina konnte das Wasser mit strahlenden Augen verlassen.

Nach Abschluss des SK fuhren alle gemeinsam zurück zum Vereinsheim des TC Koralle und grillten die, extra am Vortag besorgten, legendären Pfälzer Bratwürste. Frisch gestärkt wurden dann das Logbuch geschrieben und das Wochenende bzw. der Kurs kritisch Revue passieren gelassen. Dabei ist den Teilnehmenden aufgefallen, dass Taucher mit gerade einmal 80 Tauchgängen (wie sie in der Ordnung als Mindestvoraussetzung vorgegeben sind) bei Zwischenfällen deutlich überfordert sein können. Daher kamen alle zu dem Schluss, dass dieser Kurs vor allem für mehr erfahrene Taucher sinnvoll ist. Des Weiteren ist es wichtig, sowohl den Austausch mit den zukünftigen zu Begleitenden zu ermöglichen, als auch durch Simulation sich in deren Lage hineinversetzten zu können. Als großen Mehrwert haben auch alle den Vortrag von Fou empfunden, da er es mit seiner Expertise als Physiotherapeut und als Taucher geschafft hat, den Teilnehmenden viele physiologischen Gegebenheiten und Krankheitsbilder verständlich in Hinblick auf das Tauchen und seine Besonderheiten zu erklären.

Ein großes Dankeschön geht vor allem an Sabrina für ihre offene Art, an Fou für seinen sehr lehrreichen und verständlichen Vortrag, an Ralf für seine Tipps an uns als Sabrinas langjähriger Tauchbegleiter,  an Edith und Marion für die kulinarische Versorgung mit Pfälzer Bratwürsten, an den Hochschulsport des Karlsruher Instituts für Technologie für die kostenlose Bereitstellung des Schwimmbads, an Heiko den Kameramann und natürlich an Elke und Rudi für das Durchführen des Kurses. Zum Schluss bleibt zu sagen, dass dieser etwas andere SK extrem lehrreich sowie empfehlenswert ist und jede Minute wert war. Daher ein Appell an alle Taucher: Besucht bei Gelegenheit diesen SK