Ein Bericht von Ralf Joachim Kraft BNN:

Muggensturm. Bei schönstem Sommerwetter füllte sich am Samstagnachmittag das Festgelände am Muggensturmer Badesee von Stunde zu Stunde. Erst recht, als das nunmehr 16. Seenachtsfest unter der Regie des Muggensturmer Tauch-Clubs „Koralle“ auf seinen Höhepunkt zusteuerte. Allerdings kamen nach Auskunft des Veranstalters „nur um die 1 000 Besucher“, die zum Abschluss des Festes einen grandiosen nächtlichen „Feuerzauber“ erlebten – aller Voraussicht nach zum letzten Mal. 

„Wir hatten 2018 eine Pause eingelegt, um mit dieser Auszeit unsere Mitglieder zu schonen und die Bereitschaft zu steigern, uns zu unterstützen. Inzwischen steht fest: Das war definitiv das letzte Fest, zumindest unter dem aktuellen Vorstand“, berichteten Vereinsvorsitzende Elke Kaiser und ihr Stellvertreter Uwe Kobus im BNN-Gespräch. Kaiser sprach von einem „ganz schlechten Umsatz“. Erheblich dazu beigetragen hätten die fehlenden Bedienungen. Die haben sich vorzeitig aus dem Staub gemacht, „und da bin ich richtig sauer. Das bestätigt mich darin aufzuhören“, so die Vorsitzende.

Während sich die Großen ab dem späten Samstagnachmittag im Festbereich den vielfältigen kulinarischen Genüssen eines „externen Caterers“ hingaben, ließen sich die kleinen Gäste von Katarina Roth, Beatrix Krone und Jula Kaiser beim „Kinderschminken“ bunte Bilder ins Gesicht zaubern. Am frühen Abend unterhielt der Musikverein Ötigheim unter der Leitung von Philipp Ganz mit schwungvoller Blasmusik, bevor „DJ MAXXX“ alias Vereinsmitglied Maximilian Walter die Partysause einläutete. Am Eingang gab es wie immer Alterskontrollen. Sechs Securitykräfte waren im Einsatz. Kaum war die Sonne verschwunden, verfolgten die Besucher vom Ufer aus das von Daniela Kosa organisierte Fackelschwimmen mit rund 20 Schwimmern. Am Seeufer aufgestellte „Flame Jets“ schickten musiksynchron Stichflammen in den Nachthimmel. Da die vereinseigenen Fackeltänzerinnen 2017 ihre letzte Feuershow bestritten hatten, musste Ersatz gefunden werden – und der war ziemlich spektakulär. Nicht auf dem See, sondern am Strand inszenierte der Künstler und Pyrotechniker Philipp Wachendorf alias „Philgor“ eine technisch perfekte, professionell choreografierte Show. Mit Spezialeffekten, Jonglage und Artistik, riesigen Flammenwänden und faszinierendem Funkenregen bescherte er den Besuchern feurige Licht-Erlebnisse auf höchstem Niveau und brachte das Muggensturmer Freibad zum Glühen. Den fulminanten Schlusspunkt setzten Daniel Kopp, Jochen Hohlbaum und Oliver Jahn mit einem großen, farbenprächtigen Feuerwerk über dem Badesee. Trotz allen Zaubers: Das Seenachtsfest in Muggensturm ist wohl Geschichte: „Ja, wir hören aus mehrerlei Gründen auf“, bestätigt Vereinsvorsitzende Elke Kaiser und erläutert im BNN-Gespräch die Hintergründe für das Aus der überregional bekannten und beliebten Veranstaltung. „Wir haben etwa 110 Mitglieder, davon rund 80 Aktive. Der Altersdurchschnitt liegt bei 50 Jahren. Für dieses Fest standen uns rund 56 Mitglieder, viele Rentner und größtenteils Fördermitglieder, zur Verfügung“, berichtet Kaiser, die im Vorfeld die örtlichen Vereine angeschrieben, auf die Probleme hingewiesen und um Unterstützung gebeten hatte. Zusagen kamen aufgrund eines Missverständnisses aber nur wenige. „Die meisten dachten, sie sollten nur beim Auf- und Abbau helfen. Damit hing das Fest fast wieder an uns alleine – und an immer denselben Leuten.“ Zu schaffen gemacht hätten auch diesmal wieder ständige Planungsänderungen infolge kurzfristiger Ausfälle. Sieben Helfer kamen laut Kaiser aus anderen Vereinen. Was ebenfalls Sorgen bereitete, waren „die mächtigen Auflagen seitens der Behörden“, so Kaiser. „Da kann einem solch ein Fest schon im Magen liegen. Wir sind auch deshalb nicht mehr bereit, die ganzen Risiken zu tragen. Das wird uns einfach zu viel“, betont die Vorsitzende, die sich zusammen mit Uwe Kobus, „der ganz viel Arbeit hatte“, im Vorfeld um den Ablauf und die Koordination des Fests gekümmert hatte. Als Risiken der Freiluftgroßveranstaltung nannte Kaiser schlechtes Wetter („da kann es passieren, dass wir draufzahlen“) und Parallelveranstaltungen. Der Verein habe durch die Vorarbeiten einen enormen Zeitaufwand, müsse für alles den Kopf hinhalten. „Wir möchten jetzt wieder mehr für unsere Mitglieder machen, das Vereinsleben und den Spaß in den Vordergrund stellen“, so die Vorsitzende.